Eine Bitte an alle Zuschauer und Besucher eines Schlittenhunderennens …

Eine Bitte an alle Zuschauer und Besucher eines Schlittenhunderennens …

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Wer sich einen Schlittenhund zugelegt hat und auch artgerecht hält, wird sich wohl irgendwann auch Gedanken darüber machen vielleicht auch an diversen Sportveranstaltungen teilzunehmen. So findet sich der eine oder andere Napffüller dann auch auf einer Startliste eines Rennens wieder. Die Faszination welche Schlittenhunderennen ausüben, erfassen sowohl die Teilnehmer als auch die Zuschauer welche sich begeistert an den diversen Trails einfinden und das Geschehen beobachten und mitverfolgen wollen.

Bevor Ihr als Zuschauer zu einem Rennen fährt und am Rande des Trails Eure Begeisterung auslebt, bitten wir Euch um ein paar Dinge die uns wichtig sind, seit Jahren auch schon wiederholt von den meisten Vereinen gefordert werden, aber von vielen Besuchern einfach nicht ernst genommen werden:

Wenn Ihr als Zuschauer oder Besucher eines Schlittenhunderennens dabei sein wollt, dann überlegt Euch bitte vorher schon was Ihr mit dem eigenen Hund (wenn vorhanden) macht! Am Besten ist es nämlich, Ihr lasst ihn zu Hause! Die Gründe dafür sind schnell erklärt und sollten Euch einleuchten.

Bei Schlittenhunderennen sind kurzfristig viele Hunde auf engem Raum zusammen, das erzeugt bei den Hunden schon einen gewissen Grundstresspegel. Auch etwaige unentdeckte Krankheiten können sich da schnell verbreiten und ausweiten. Hunde die an großen Renngeschehen wie EM und WM teilnehmen, werden grundsätzlich tierärztlich untersucht. Bei nationalen Rennen sporadisch oder bei kleinen Events gar nicht, weil es dafür keine wirkliche Notwendigkeit gibt. Hier übernimmt der Tierschutzbeauftragte die Kontrolle der Hunde. Die Hunde von Besuchern oder Zuschauern werden jedoch niemals untersucht oder kontrolliert. Aus diesem Grund wird es dann meist zu – sagen wir mal vorsichtig – Unmutsäußerungen der Musher gegenüber den Besuchern kommen, wenn Ihr mit Euren Hunden üebr das Stake-Out marschiert und Eure Hunde auch noch zu den dort befindlichen Schlittenhunden hinlässt “weil sie sich ja beschnuppern müssen” …

Ein ganz wichtiger Grund dies nicht zu tun, ist jedoch das Wesen der Schlittenhunde selbst. Untereinander haben sie eine strenge Hierarchie die sie in diversen “Rudelkämpfen” (dies kann durchaus auch spielerisch geschehen) festlegen. Jeder Hund hat daher seinen fixen Platz in dieser Rangordnung und dieser wird konsequent gegenüber anderen Artgenossen verteidigt! Es wird unweigerlich passieren, dass Euer Hund als Eindringling in dieses Rudel angesehen wird. Das passiert auch ohne viel Vorwarnung! Nordische sind “stille” Jäger. Sie sind hochkonzentriert und lassen sich den bevorstehenden Angriff nicht anmerken. Doch wenn es so weit ist, dann geht es blitzschnell. Und bei Rudeljägern, das sind die Nordischen eben, hat ein Einzelhund nicht wirklich eine Chance diesen Angriff abzuwehren.

Auch kann es vorkommen, dass ein komplettes Gespann auf Euren Hund zustürmt, um ihn als “Eindringling” in Wolfsmanier zu maßregeln. In diesem Fall könnt weder Ihr, noch der Musher selbst eine Beißerei verhindern! Und Euer Hund wird dieser Aktion in den seltensten Fällen gewachsen sein!

Selbiges gilt für den allgemein fälschlicherweise angenommenen und immer wieder gesagten “Welpenbonus”. Die meisten Menschen glauben, dass Welpen einen besonderen Schutz bei den Hunden genießen. Das ist ein arger Irrtum! Der sogenannte Welpenbonus gilt nur für Welpen aus dem eigenen Rudel! Alle fremden Welpen werden genauso als Eindringlinge behandelt und im schlechtesten Fall mit einem Biss getötet! Daher ist das Mitnehmen von Welpen auf ein Stake-Out und das hinlassen zu den angebundenen Hunden mehr als Wahnsinn! Ebenso der schon oft beobachtete Freilauf weil Euer Hund “ja eh nix tut” … das kann und wird meist schlimm enden. Und bitte: Quält die anwesenden Musher nicht mit Fragen wie “Ist das ein Männchen oder ein Weibchen?” denn das interessiert einen Schlittenhund nicht!

Schlittenhunde sind bei einem Rennen extrem aufgedreht und reagieren besonders hitzig, auch das solltet Ihr immer bedenken. Genauso wie die Tatsache, dass Euer Hund am Rand der Rennstrecke die bierbeinigen Wettkämpfer ablenken und der Musher hinten drauf umso mehr Probleme damit hat, die extrem aufgeregten Hunde an den Start zu bringen, oder am Trail zu halten! Seid also vernünftig und kommt ohne Eure Vierbeiner zu den Rennen um zuzusehen.

Schlittenhunderennen sind im europäischen Raum genauso populär wie in den typischen Ländern wie Alaska, Kanada und Russland. Da diese Randsportart bei uns nach wie vor als “exotisch” fasziniert, stehen die Zuschauer bei wichtigen Rennen auch dicht an dicht an der Rennstrecke und feuern die Sportler samt ihren Hunden an. Auch verteilen sich die Besucher über die gesamte Strecke. Jeder will ein super Platzerl zum Zusehen und Fotografieren ergattern. Und hier gibt’s meist das nächste Problem. Bitte achtet bei Eurem Standort den Ihr gewählt habt darauf, NICHT die Trailtafeln (rot, blau und gelb) zu verdecken!! Es ist ärgerlich wenn man als Musher dann nicht den richtigen Weg nimmt, und dadurch die Chance auf eine möglicherweise gute Platzierung verliert. Seid also so nett, und stellt Euch nicht unbedingt vor die Schilder! Die Sportler werden es Euch danken!

 

Und nun wünschen wir Euch viel Spaß beim Zusehen am nächsten Rennen und danken für Euer Verständnis!

 

Christian Veigl,  Präsident des VRSÖ – Verband für reinrassigen Schlittenhundesport und Nachwuchsausbildung in Österreich