Schneeschuhwandern mit dem Hund (Teil 3 unserer Serie “Sport mit dem Hund”)


Schneeschuhwandern mit dem Hund
Teil 3 unserer Serie “Sport mit dem Hund
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Wir, die Mitglieder der dem VRSÖ angeschlossenen Vereine, sehen uns als verantwortungsvolle Hundehalter und -halterinnen. Dazu gehört nicht nur die besondere Obacht auf unsere wunderbaren Hunde, sondern auch die Einhaltung der gesetzlichen Regeln und Vorschriften zur Benutzung des öffentlichen Raums. Aus diesem Grunde stellen wir in einer Serie von Beiträgen diverse Sportmöglichkeiten mit Hunden unter Anbetracht der Gesetzeslage in Österreich vor. Mit Teil 3 wollen wir euch das Schneeschuhwandern mit dem Hund vorstellen, und euch darüber informieren.

Das Schneeschuhwandern mit dem Hund hat sich in letzter Zeit zu einem neuen Trendsport entwickelt. Der Drang mit seinem Vierbeiner coole Aktivitäten zu starten wird in der Gesellschaft immer größer. Dazu gehört auch das Schneeschuhwandern.

Das Schneeschuhwandern macht Spaß, wenn man einiges beachtet. Wie schon in den Teilen 1 und 2 unserer Serie “Sport mit dem Hund” beschrieben, sind beim Schneeschuhwandern die Hunde an der Leine zu führen. Wir werden hier die einzelnen Ausrüstungsgegenstände wie Hüft- / Bauchgurt, Ruckdämpferleine und Zug- oder Führgeschirr nicht mehr extra behandeln. Diese Infos findet ihr im Teil 2 (Laufen mit dem Hund – Canicross). Gleiches gilt für die Infos über den Freilauf.

 


Beispiel: Wolf Schneeschuh “Impression 30”, der ganz große für starke Männer und viel Ausrüstung.

In diesem Teil wollen wir aber mehr zu den Schneeschuhen selbst und dem sonst noch notwendigen Zubehör informieren. Es beginnt schon einmal mit der Auswahl von den richtigen Schuhen und den Schneeschuhen selbst.

Erfahrungsgemäß hat sich gezeigt, dass die Schuhe selbst auch ein Thema sein können. Wir haben zwei Möglichkeiten ausgetestet und sie als gut empfunden. Erstens (bei weniger Schneelage) die normalen hohen Trekkingschuhe, die man gemeinsam mit Gamaschen nutzt. Die Gamaschen schützen vor dem Eindringen von Schnee in die doch relativ niedrigen Schuhe. So bleibt man trocken, hat aber weit weniger Gewicht am Fuß zu schleppen. Ein sicher nicht abstreitbarer Vorteil. bei den Schuhen ist besonders darauf zu achten, dass sie erstens wasserdicht, und zweitens fest und relativ steif verarbeitet sind (Leder) um Halt in der Schneeschuhbindung zu haben. Zweite Möglichkeit ist die Verwendung von Winterstiefeln, die hoch und schneefest sind, jedoch auch ein gewisses Gewicht haben. Winterstiefel eignen sich auf alle Fälle für Schneeschuhwanderungen in tieferem Schnee und sollten auch getragen werden, wenn man mit dem Schneeschuhwandern erst beginnt. Stiefel geben weit mehr Halt als Trekkingschuhe.


Auf den Fotos seht ihr einmal den Schneeschuh mit einem LOWA Trekkingschuh (Lowa Innox GTX LO) und darunter den gleichen Schneeschuh mit einem NORTHLAND CANADIAN Winterstiefel.

Die Einstellung der Bindung am Schneeschuh ist ganz einfach. Zuerst steigt ihr mit dem Schuh so auf den Schneeschuh, dass Euer (gedachter) Fußballen über den Drehpunkt liegt. Dann zieht ihr die hintere Schlaufe fest um den Schuh nach Hinten halt zu geben. Nun folgen die beiden Riemen die zuerst am Rist, dann an der Schuhvorderseite festgezogen werden. Achtet beim Ristriemen darauf, diesen nicht zu fest anzuziehen! Sonst habt ihr verdammt schnell Druckstellen! In diesem Bereich geben alle Schuhe nach, und das wird auf Dauer schmerzhaft wenn hier zu fest angezogen wird.

 

Schneeschuhe, die Qual der Wahl! Es stellt sich die Frage: Welcher Schneeschuh ist der Richtige für dein vorhaben? Dazu müssen wir ein wenig Schneeschuhkunde hier betreiben:

Es gibt Schneeschuhe in den Materialien Holz, Alu und Kunststoff. Holzrahmen-Schneeschuhe werden meist aus hochwertigem Eschenholz gefertigt und zur Bärentatze oder dem berühmten Biberschwanz geformt. Mit Leder oder Neopren bespannt kommen dabei absolut Alltagstaugliche Schneeschuhe heraus die sehr gut aussehen. Gehkomfort und Funktionalität überzeugen in dieser Fertigungsweise. Das Einsatzgebiet sind Winterwanderungen (im Flachland), da die rautenförmige Bespannung wie einem Winterreifen, eine gute Traktion gibt. Aluminiumrahmen-Schneeschuhe (so wie meine Wolf) haben durch das Aluminium einen stabilen und robusten Rahmen, der mit einem Kunststoffverdeck bespannt wird. Dadurch erhält der Schneeschuh den notwendigen Auftrieb. Für den Halt am Hang, bei hartem Schnee und Steilpfaden, sorgen die Krallen an der Unterseite des Schneeschuhs (meist aus Edelstahl gefertigt). Diese Krallen sind beim Holzrahmen-Schneeschuh nicht vorhanden! Das Einsatzgebiet der Aluminiumrahmen-Schneeschuhe ist  Winterwanderungen und Winterbergsteigen. Also bereits im hügeligen bis alpinen Gelände. Kunststoffschneeschuhe sind derzeit die gängigsten Modelle, jedoch in unseren Augen nicht das A und O. Bei der Fertigung wird Kunststoff in Formen gegossen und danach mit Bindung und Krallen versehen. Frei schwingende Bindungsachsen bringen guten Halt. Die meisten Modell haben ebenfalls Steighilfen, die beim Bergaufgehen und auf festem Schnee hilfreich sind. Nachteil: Kunststoff wird bei sehr kalten Temperaturen brüchig. Das Einsatzgebiet sind kürzere Winterwanderungen und als Aufstiegshilfe für “Hinterland”-Snowboarder.

Die Form unterscheidet sich bei den Schneeschuhen ebenfalls sehr. Zum einen sind vorwiegend bei den Holzrahmenmodellen die Biberschwanzrahmen verbreitet. Dabei wirkt das lange Ende wie eine Finne die für Spurstabilität sorgt. Die so genannte Schaufel, also das Vorderteil, ist nach oben gebogen, und sorgt damit bei jedem Schritt dass man nicht in den Schnee eintaucht sondern auf ihn hinaufgleitet. Die Bärentatze (oder auch modifizierte Bärentatze) ist vorne und hinten gerundet. Auch bei der Bärentatze ist die Schaufel nach oben gebogen. Die Bärentatzenform kommt meist bei den Alu-Modellen zum Einsatz. Selten aber doch gibt es auch Holzmodelle mit dieser Form. Zu aller Letzt möchten wir noch die Wespentaille als dritte Form erwähnen. Diese ist bei den Modellen aus Kunststoff von TSL eine verbreitete Form.

Ein wichtiges Auswahlkriterium ist die Größe des Schneeschuhs! Diese hängt nicht nur von der Größe des Trekkingschuhs oder Winterstiefels ab, sondern richtet sich nach dem Gewicht des Trägers inkl. Ausrüstung. Dabei gibt es folgende Richtwerte:

21er (53cm Länge) bis 65kg Benutzergewicht zusammen mit der Ausrüstung.
25er (64cm Länge) bis 90kg Benutzergewicht zusammen mit der Ausrüstung.
30er (76cm Länge) bis 110kg Benutzergewicht zusammen mit der Ausrüstung.
36er (91cm Länge) ab 100kg Benutzergewicht zusammen mit der Ausrüstung.

Bitte beachten: Bei der Auswahl des Modells, der Größe, und der Form, ist unbedingt zu berücksichtigen was du vor hast. Bei der Größe der Schuhe muss auf jeden Fall das maximal mögliche Gesamtgewicht von Träger und Ausrüstung berücksichtigt werden, sowie Schrittlänge und Verwendungszweck. Je größer der Schneeschuh, desto tragfähiger ist er um bei Tiefschnee nicht zu weit einzusinken.

Das Gewicht des Schneeschuhs sollte mit einem richtigen Maß angesetzt werden: Für einen ca. 70kg schweren Menschen empfiehlt sich ein Maximalgewicht von einem Paar Schneeschuhe von 1,7kg.

Die Bindung des Schneeschuhs ist auch eine kleine Wissenschaft. Es gibt Riemenbindungen aus Kunststoff oder Gummi. Ratschenbindungen, das sind Schnallenbindungen mit gezahnter Verstellung. Auch Snowboardbindungen für Hartboots sowie Kipphebelbindungen für Plastik-Bergschuhe gibt es. Wichtig bei allen Ausführungen ist, dass die Harscheisen (die Krallen unten) in der Bindung integriert sind und die Bedienung der Bindung mit Handschuhen möglich ist. Ein wichtiges Kriterium sollte auch bei der Bindung sein, dass sie sich auch bei Vereisung leicht bedienen lässt.

Harscheisen sind notwendig auf Eis und Harsch. Je ausgeprägter desto mehr Halt bieten sie. Teilweise (bei teuren Modellen) sind sie sogar austauschbar.

Steighilfen erleichtern das Gehen an steilen Hängen und bergauf. Gut wenn man sie hat, wenn man sie braucht.

Der Drehpunkt sollte bei beweglichen Bindungen direkt unter dem Fußballen liegen.


Hier seht Ihr den Drehpunkt der Bindung (links) und die Steighilfen (rechts) sehr gut

 

Ein paar Links zu externen guten Infos haben wir auch für Euch:

http://www.schneeschuhe-shop.de/kaufhilfe/kaufhilfe.html
https://www.schneeschuhprofi.com/touren/fragenundantworten.html
http://www.bergnews.com/service/schneeschuhgehen/schneeschuhgehen.php
https://www.bergwelten.com/a/schneeschuhe-tipps-fur-den-richtigen-kauf

 

Die Kleidung selbst sollte eher in zwiebelschichtweise ausgewählt und angezogen werden. Man kommt bei diesem Sport recht schnell ins Schwitzen, dann heißt es, die eine oder andere Kleidungsschicht ausziehen und im Rucksack verstauen. Es empfiehlt sich sicher, ein Ersatz-Shirt mit zu haben, das man auf einer Zwischenstation in einer Hütte wechseln kann. Nasse und durchschwitze Wäsche sind der Gesundheit nicht förderlich.

Der Rucksack selbst sollte so sitzen, dass die Gurte nicht unter den Achseln scheuern, wenn man mit den Stöcken arbeitet. Und genug Platz muss er haben, um Ersatzkleidung, eine Thermoskanne mit Getränk, den einen oder anderen Powerriegel und (so wie einige von uns) Grödel aufzunehmen. Warum Grödel? Nicht immer kann man auf einsamen und vereisten Pfaden mit den Schneeschuhen laufen, auch wenn sie gute Zacken haben. Oft ist der Pfad zu schmal dazu, aber zu gefährlich um dann nur mit den Stiefeln oder Trekkingschuhen weiter zu laufen. Glatteis hat schon zu vielen Unfällen und Abstürzen an Hängen geführt. In diesem Fall sind Grödel schnell am Schuh aufgeschnallt und man kann sicher weiter gehen und die gefährliche Passage hinter sich bringen. Wir empfehlen natürlich – weil auch schon getestet – die CHAINSEN Snowline Pro (erhältlich zum Beispiel bei Bergfuchs). Leicht zu verstauen, schnell am Schuh, und wirklich gut im Einsatz.

Um sich den extra Hüft- / Bauchgurt für die Anbindung des Hundes zu ersparen, könnt Ihr Euren Rucksack (wenn er einen Hüftgurt besitzt) so modifizieren, dass ihr ein Gurtband – natürlich durchgehend und um den Rucksack hintern herum – mit zwei Ringen am Ende annähen lässt, oder selbst annäht. Dann kann die Zugleine direkt damit verbunden werden. Sicherer ist jedoch wenn man beides trägt. So kann der Rucksack heruntergenommen werden, während der Hund noch immer am Hüft- / Bauchgurt gesichert ist.


Schneeschuhtasche mit Stöcken. Diese Tasche hat einen Trageriemen und kann auch gut am Rucksack befestigt werden.

Die Stöcke. Meist ein Thema für sich. Wie beim Nordic Walking sind die Stöcke beim Schneeschuhwandern natürlich von der Länge her individuell für jeden Menschen unterschiedlich. Der Unterschied zu Nordic Walking Stöcken ist jedoch genau betrachtet gravierend: Der erste Unterschied den man sofort erkennt, sind die am unteren Ende des Stockes angebrachten Schneeteller.

 
Beispiel eines guten Schneeschuh-Wanderstockes. Hier von der Firma LEKI, und auch ein persönlicher Favorit.

Man erkennt hier gut den Schneeteller, und auch die sich vom Nordic Walking Stock unterscheidende Handschlaufe. Auch gut erkennbar, die Griffe und die Griffverlängerung nach unten hin. Diese dient zum schnellen Umgreifen für Anstiege, ohne gleich die Stocklänge umstellen zu müssen. Empfehlenswert sind auf alle Fälle nur Stöcke mit einer Längenverstellung. Diese hier von Leki (Herstellerbeschreibung: Der unverwüstliche Haute Route kommt komplett in hochfestem Aluminium. Dank Speed Lock 2 lässt sich die Länge auch mit Handschuhen mühelos zwischen 110 und 150 cm einstellen. Die Aergon Soft Griffe bringen den nötigen Grip und Komfort) haben alles, was man wirklich braucht.). Die Verstellung des Stockes ist mit Handschuhen wirklich schnell und einfach. Wir haben es schon getestet. Für die Längeneinstellung des Stockes gilt als Faustregel: Stock normal in die Hand nehmen, und die Länge so einstellen, dass am Ellbogen ein rechter Winkel entsteht. Die Feinjustierung für die individuelle Komfortanpassung macht man dann ohnehin unterwegs.

Prinzipiell habt ihr nun alles zusammen, um euch in das Abenteuer Schneeschuhwandern zu werfen. Solltet ihr Fragen zu diesem Thema haben, dann wendet euch an uns. Wir helfen euch gerne weiter! Auch wenn ihr nicht Mitglied bei uns seid.

 

VRSÖ – Dem Sportnachwuchs in seinen Mitgliedsvereinen verpflichtet!
Mailadresse für eure Fragen: office[at]nssv.at

 

Text: VRSÖ, Christian Veigl
Fotos/Grafiken: Christian Veigl, Christian Heiss, Wolf, Leki
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