Nordic Walking mit dem Hund (Teil 1 unserer neuen Serie “Sport mit dem Hund”)


Nordic Walking mit dem Hund (Walk’n’Dog)
Teil 1 unserer neuen Serie “Sport mit dem Hund
[maj update=”07/01/18″][/maj]

 

Wir, die Mitglieder der dem VRSÖ angeschlossenen Vereine, sehen uns als verantwortungsvolle Hundehalter und -halterinnen. Dazu gehört nicht nur die besondere Obacht auf unsere wunderbaren Hunde, sondern auch die Einhaltung der gesetzlichen Regeln und Vorschriften zur Benutzung des öffentlichen Raums. Aus diesem Grunde stellen wir in einer Serie von Beiträgen diverse Sportmöglichkeiten mit Hunden unter Anbetracht der Gesetzeslage in Österreich vor. Mit Teil 1 wollen wir euch das Nordic Walking mit dem Hund vorstellen, und euch erklären was Sache ist.

Das Nordic Walking mit dem Hund (Bei uns auch seit 2007 als “Walk’n’Dog” bezeichnet) kennen viele ja oder haben es zumindest schon mal bei jemandem gesehen. Doch habt Ihr euch schon mal Gedanken darüber gemacht, ob das auch korrekt ist, was da oft durchgezogen wird? Oder seid ihr der Meinung, das passte eh alles, da kann man nichts falsch machen? Nun, da unterliegt ihr wahrscheinlich einem riesen Irrtum. Warum? Hier mal kurz aufgelistet, was wir schon alles gesehen haben:

  • Der Hund wird am Halsband mit der Leine in der Hand gehalten.
  • Der Hund läuft frei und ist nicht angeleint.
  • Der Hund wird an der Leine mit einem Schultergurt geführt.
  • Der Hund läuft am Halsband, eine Standardleine ist am Hosengürtel fixiert.

 

Was läuft dabei falsch?

Beginnen wir damit, dass der Freilauf der Hunde ein Problem ist. Die meisten haben beim Nordic Walking nicht einmal eine Leine für den Hund dabei um ihn im Bedarfsfall anleinen zu können. Die Ausreden von wegen “artgerechter Bewegung des Hundes”, “der tut eh nix und spielt nur”, “ich kann ihn nicht anleinen weil ich keine Hand frei habe”, “das Nordic Walking geht nicht mit dem Hund an der Leine”, etc. lassen wir nicht gelten, weil es schwache Ausreden für einen immer mehr um sich greifenden Egoismus sind. Mit wenigen Ausnahmen (ausgeschilderte Freilaufzonen, eingezäunte Grundstücke, Privatgrundstück, spezielle Erlaubnis der Besitzer der Liegenschaften) haben Hunde generell an der Leine gehalten zu werden! Das gilt umso mehr im Wald!

Für alle die nun aufschreien und “Blödsinn” sagen, hier eine kurze Zusammenfassung, warum das so ist:


 

Hier als PDF zum Ausdrucken:
straub_frei_laufende_hunde_im_jagdgebiet

 

Der Begriff “Jagdgebiet” soll hier nicht dazu verleiten zu denken, dass außerhalb der Ortschaften oder im Wald nebenan kein Waldgebiet sei. Es ist leider ÜBERALL Jagdgebiet. Jedes Feld, jede Wiese, jeder Wald! Wenn ihr dieses Dokument gelesen habt, dann werdet ihr begreifen müssen, dass jeder freilaufende Hund praktisch geschossen werden kann, weil er sich illegal abseits der Feldwege oder im Wald generell ohne Leine bewegt.

Weiterer Aspekt für eine Leine ist das Wohl der Hunde! Viele Freilaufverfechter behaupten ja glatt, dass Menschen die ihre Hunde an der Leine halten Tierquäler seien. Das ist ebenso eine billige Ausrede und kommt meist von jenen, die ihre Hunde aus Kraftgründen nicht an der Leine halten können! Der Freilauf und das “will nur spielen” Gehabe lenkt dabei nur von der eigenen Unfähigkeit ab, den Hund an der Leine unter Kontrolle halten zu können. In diesem Falle sei dazu geraten, sich einen WaahWaah mit maximal 5kg zu kaufen, und keine Hunde mit 30, 40 oder mehr kg! Wir sagen mit Recht, dass der Freilauf der Hunde unverantwortlich dem Tier gegenüber ist. Kein Hund ist absolut sicher abrufbar. Es gibt Situationen in denen ein Hund durchknallt, und dann rennt er. Auch wenn er es vorher noch nie getan hat, es wird einmal sein. Was dann folgt, daran denken die meisten nicht: Schussgeile Jäger, Autos, Wildfallen, Angriff durch andere Tiere, Giftköder. Verletzung durch Stacheldraht, Holzpfähle, Glasscherben in illegal entsorgtem Abfall in den Waldgürteln, Aufnahme von Pferdeäpfel (inkl. ausgeschiedener Medikamente und Wurmeier), Aufnahme von Wildkot mit Krankheitserregern, Kontakt mit Fellbüschel die mit Räudemilben durchsetzt sein können, etc. – Schon mal darüber nachgedacht? Oder kommt nun das übliche “das kann meinem Hund nicht passieren, der passt auf”. Die dritte billige Ausrede, nur um keine Leine zu verwenden.

Zu aller Letzt wären dann noch andere Menschen die mit ihren (angeleinten) Hunden unterwegs sind, und keineswegs Bock darauf haben, dass ein fremder Hund zum eigenen läuft und ihm die Nase in den Allerwertesten stecken will, oder ihn mit Hautpilz, Milben oder sonstigen Krankheiten ansteckt. Ebenso ist es nicht angenehm einen angeleinten Hund halten zu müssen, während ein Freiläufer um ihn herumrennt. Und es gibt noch Radfahrer und Jogger, sowie Menschen die einfach Angst vor Hunden haben. So weit nun alles klar?

 

Was läuft bei den genannten Beispielen noch falsch?

Den Hund am Halsband anzuleinen ist ein absolutes NoGo. Und dann noch die Leine in der Hand zu halten, eigentlich eine massive Tierquälerei. Mit jedem Schritt und jeder Armbewegung kann dem armen Tier ein Ruck am Hals zugefügt, und damit der Kehlkopf geschädigt werden. Leinen ohne integriertem Ruckdämpfer (das ist ein Gummiband oder Gummiseil das in die Leine eingearbeitet ist, und sämtliche ruckartigen Bewegungen abdämpft) sind ebenso schwachsinnig bei der Ausübung dieses Sports. Egal ob sie nun über einen Schultergurt oder am Hosengürtel befestigt sind. Erstens rennt ein Hund immer wieder ans Ende Reichweite einer Leine was nicht angenehm für ihn ist, und auch nicht gerade gut für den Sportler ist. Zweitens überträgt sich jede Unregelmäßigkeit im Gang des Sportlers über die Leine zum Hund, jeder Ruck, jeder Fehltritt. Kurz: Es macht auf Dauer keinen Spaß. Meist auch ein Grund, warum viele die Hunde dann einfach frei laufen lassen.

 

Spaß macht’s mit richtiger Ausrüstung und sicher für den Hund ist es auch!



Anhand dieser Fotos sehr ihr, wie Nordic Walking mit dem Hund oder den Hunden korrekt ausgeführt wird. Dabei wichtig ist natürlich die Kommandofestigkeit des Hundes (daran scheitern ja auch viele, klar weil Hund im Freilauf keine Richtungen kennen muss), und ein abgestimmtes Set von Geschirr, Zugleine und Hüft-/Bauchgurt. Wir zeigen Euch hier ein paar Beispiele auf, was wir unter guten Ausrüstungsgegenständen verstehen:

 

Das Führgeschirr für den Hund

Es muss nicht immer ein Zuggeschirr sein, auch ein gutes Führgeschirr reicht vollkommen für das Nordic Walking mit dem Hund aus. Wir haben unseren Verbandslieferanten ERPAKI, und daher nehmen wir seine Produkte hier als Beispiel. Es steht natürlich jedem frei, funktionsgleiche Teile von anderen Lieferanten zu beziehen. Wichtig ist nur dass man es tut, und nicht irgendwelche Geschirre von Fressnapf und Co verwendet die erstens nicht passen, und zweitens nicht für den Sport geeignet sind, Hauptsache das Klettschild “Knutschkugel” ist drauf.

Dieses Geschirr ist ein sogenanntes “Führgeschirr”. Es sollte nicht zu locker am Hund sitzen, aber doch genug Bewegungsfreiheit bieten um ihn nicht einzuschränken. Wichtig ist bei einem Führgeschirr, dass die hinteren Gurte NICHT unmittelbar unter den Achseln sitzen, sondern mindestens 5cm Abstand zur Achsel des Hundes haben. Sonst scheuern die Gurte, und der Hund verweigert mit der Zeit. Es gibt natürlich verschiedene Farben und Ausführungen. Wir empfehlen 30mm Gurtbreite und eine Softshellpolsterung. Für extrem zugstarke Hunde gibt es die Geschirre auch mit Metallverschluss.

 

 

Die Leine mit Ruckdämpfer

Das Verbindungsglied zwischen Hund und Mensch ist die Leine. Wie schon weiter oben erwähnt muss diese unbedingt einen sogenannten Ruckdämpfer integriert haben, um die Ungleichheiten von beiden Sportpartnern abzufangen. Eine Leine mit Ruckdämpfer kann aus verschiedensten Materialien hergestellt sein. Leinen aus Hohlgeflechtseil können wir empfehlen, da diese wasserunempfindlich sind, und im Falle des Falles schnell selbst repariert werden können (wenn man des Spleißens mächtig ist). Diese Leinen sind in etwas 2m lang und reichen für die Bewegungsfreiheit des Hundes vollkommen aus.

Für zwei Hunde gibt’s auch Koppelstücke:

 

Der Hüft- / Bauchgurt

Hüft- / Bauchgurte gibt es am Markt viele. Dabei ist es aber wichtig zu wissen, worauf es ankommt. Es gibt einige von uns die einen Bauchgurt mit extra Beinschlaufen bevorzugen (in etwa wie ein Klettergurt), andere wiederum finden das störend und greifen auf die Standardvariante zurück. Auch hier gilt: Hände weg von den Fressnapf und Co Teilen. Ein guter Hüft- / Bauchgurt ist fest und relativ breit. Immerhin muss er nicht nur den Hund an der Leine halten, sondern auch die Zugkraft im Rückenbereich des Menschen verteilen. Je schmaler der Gurt gebaut ist, desto mehr Kraft wird auf eine nur kleine Fläche gebracht, was schnell zu Rückenschmerzen führt. Verzichtet auf den Schnickschnack wie Taschen, zusätzliche Ringe, etc. – das bringt nichts außer die Möglichkeit mit den Stöcken immer wieder wo hängen zu bleiben. Hier zwei Beispiele (ebenfalls von ERPAKI):

Der Linke Hüft- / Bauchgurt mit Beinschlaufen, der Rechte als Standardausführung.

 

Damit habt ihr schon mal das richtige Equipment für Euren Hund. Nun heißt es daran arbeiten dass ihr euren Vierbeiner auch führen könnt. Sprich: Die Kommandos für “links”, “rechts”, “langsam”, “stopp” und “go” müssen trainiert werden. Aber glaubt uns, wenn das mal sitzt, macht das Nordic Walking viel mehr Spaß, denn dann seid ihr ein TEAM das gemeinsam unterwegs ist, und nicht jeder für sich. Ihr seid dann eine Einheit, die aufeinander eingespielt ist, und gemeinsam “an einem Strang” zieht.

 

Das Nordic Walking

Die Technik des Nordic Walking hier darzustellen würde den Beitrag vom Platz her sprengen. Wer ernsthaft diesen Sport mit Hund betreiben möchte, kann sich aber gerne bei uns im Office melden, wir helfen euch beim Einstieg und beraten euch gerne über die Ausrüstung und auch die NW-Technik. Unser Verbandsvorsitzender ist zertifizierter ASVÖ-Übungsleiter für Nordic Walking und steht euch sicherlich mit Rat und Tat zur Verfügung und macht mich euch die eine oder andere Trainingsstunde zusammen mit eurem und seinem Fellfreund wenn die Hundesympathie passt.

Solltet ihr Fragen zu diesem Thema haben, dann wendet euch an uns. Wir helfen euch gerne weiter! Auch wenn ihr nicht Mitglied bei uns seid.

 

Zur Info: Der VRSÖ ist der einzige Verband in Österreich, der Nordic Walking mit Hund (bei uns: Walk’n’Dog) im Rahmen einer ÖM anbietet und bereits mehrmals erfolgreich durchgeführt hat.

 

VRSÖ – Dem Sportnachwuchs in seinen Mitgliedsvereinen verpflichtet!
Mailadresse für eure Fragen: office[at]nssv.at

 

[Update per 06.01.2018]
Aufgrund der positiven Reaktionen auf diesen Artikel in unserem Mailpostfach und der Bitte, doch noch einige Infos zur Technik des Nordic Walking zu posten, hier einige Links zu Seiten, die wir als gut betrachten:

https://www.medizinpopulaer.at/archiv/bewegung-fitness/details/article/nordic-walking-aber-richtig.html
http://www.fitforfun.de/sport/weitere-sportarten/nordic-walking-die-perfekte-technik-schule_aid_3036.html
https://www.nordicfit.com/nordic-walking-technik/
http://4-seasons.tv/film/leki-nordic-walking-richtig-laufen
http://heilfastenkur.de/141-Anleitung-zum-Nordic-Walking-die-richtige-Technik-ist-das-A-und-O.htm
https://www.sat1.at/ratgeber/sport-fitness/outdoor/nordic-walking-kalorienverbrauch-und-muskelaufbau

Auf diesen Webseiten könnt Ihr euch über die richtige NW-Technik informieren.

Tipp von uns: Beim Kauf von Stöcken spart nicht am falschen Platz! LEKI ist derzeit das A & O der NW-Stöcke-Hersteller. Nicht billig, aber gut, und man bekommt für fast jede angebotene Stockart diverse Ersatzteile wenn mal was kaputt geht.

https://www.leki.com/at/nordic-walking/stoecke/

Übrigens gibt es für die Stocklänge folgende Faustregel: Körpergröße in cm x 0,68. Danach auf den nächsten Standardwert der Stöcke, die meist in 5cm Schritten angeboten werden, auf- oder abrunden.

Eine neue Art des Nordic Walking wollen wir euch auch nicht vorenthalten:

SPEED HIKING – Nordic Walking für Raser

http://www.alpin.de/sicher-am-berg/7012/artikel_speed_hiking_-_nordic_walking_fuer_raser.html
http://www.sportaktiv.com/de/content/was-ist-eigentlich-speedhiking

Das ist für die Schnelleren unter euch, aber nicht mehr für den Hund geeignet. Dabei kann durch die Geschwindigkeit relativ viel passieren, wenn man dann über die Leine stolpern sollte.

 

[Update per 07.01.2018]
Wir wurden gefragt ob es auch sowas wie einen Trainingsplan für das Nordic Walking gibt, um sich auf Leistungsevents vorzubereiten. Ja, das gibt es. Wir empfehlen dies aber nur bedingt, wenn der Hund mit dabei ist. Ebenso wenig raten wir zur Teilnahme an großen Massenveranstaltungen, wo dann hunderte Nordic Walker mit ihren Stöcken per Massenstart losmarschieren. Die Rücksicht auf Hunde hält sich dabei nämlich sehr in Grenzen. Aber hier der von uns in den Weiten des Internets gefundene Trainingsplan (ist zwar für Frauen ausgelegt, kann aber leicht auch für Männer angepasst werden):

Nordic Walking Trainingsplan Fit in 12 Wochen (Alle Rechte liegen natürlich beim Urheber dieses PDFs)

Die nächste interessante Frage die an uns gerichtet wurde, bezieht sich auf die Hunde selbst. Welche Hunde sind für diese Sportart geeignet? Nun, hier eine Antwort zu finden ist nicht einfach. Da wir durchgehend mit nordischen Hunden und Schlittenhunden arbeiten, können wir nur von uns aus sagen: Jeder Hund der über ein Stockmaß von mindestens 40cm hat, nicht aus einer Qualzucht stammt (Schäferhunde mit rassebedingter schwerer HD, Hunde mit Atmungsproblemen wie bei Mops & Co durch die deformiert gezüchtete Schnauze, Kleinsthunde die von anderen Hunden nicht als Artgenosse sondern eher als Beute angesehen werden, u.ä.) dürfen bei uns nicht in der Gruppe teilnehmen. Was ihr privat und alleine macht, geht uns nichts an. Das müsst ihr dann ganz für euch und dem Wohl eures Hundes entscheiden. Wichtig ist jedoch wenn ihr in der Gruppe unterwegs seid, darauf zu achten das es keine Leinenverwicklungen gibt. Bis ihr aus den Handschlaufen der Stöcke raus seid, ist meist schon eine Beißerei im Gange weil sich die Hunde beengt fühlen und sich dagegen wehren. Das kann unheimlich schnell gehen, und der nächste Termin ist dann der Tierarzt.

Das Thema Hunde mit HD ist natürlich auch wichtig. Generell sollten Hunde am Bewegungsapparat gesund sein, wenn man mit ihnen Sport betreibt. Wenn euer Hund in normalem Maße HD hat, kann diese Form des Sports (da ja nicht Zugarbeit im herkömmlichen Sinne geleistet wird) dem Hund sogar Schmerzlinderung bringen, da die Muskulatur rund um die geschädigten Hüften gestärkt wird und damit den betroffenen Gelenken mehr Halt bietet. Eine starke Muskulatur vermindert mit dem Zusammenhalt des Gelenks natürlich die Entzündungshäufigkeit und auch den Schmerz. Fragt aber auf alle Fälle euren Tierarzt wenn euer Hund HD hat, ob es für ihn tatsächlich in Ordnung ist, wenn er Sport mit Maß und Ziel betreibt!

 

Text: VRSÖ, Christian Veigl
Fotos/Grafiken: Christian Veigl, Christian Heiss, Erpaki, Leki
PDFs: Landesjagdverband NÖ, Österreichischer Frauenlauf